Archiv der Kategorie: Choreografen

Milla Koistinen

Milla Koistinen ist eine finnische Choreografin, die zwischen Helsinki und Berlin lebt. Sie absolvierte die Theaterakademie in Helsinki mit einem MA in Tanz und das HZT Berlin mit einem MA in Choreografie. Sie hat unter anderem mit Kristian Smeds, Hiroaki Umeda, Peter Verhelst und Christine Gaigg gearbeitet. Seit 2008 tourt sie mit ihren eigenen Arbeiten international und unterrichtet in verschiedenen Kontexten. In den Jahren 2020 bis 2024 wird Koistinens Arbeit von apap – FEMINIST FUTURES unterstützt – einem Projekt, das vom Creative Europe Programm der Europäischen Union mitbegründet. In den Jahren 2025 bis 2027 arbeitet sie mit Unterstützung des Arts Promotion Centre Finland.

MARTHA GRAHAM

Martha Graham (1894 – 1991) war eine der bedeutendsten Tänzer:innen, Choreograf:innen und Tanzpädagog:innen des 20. Jahrhunderts. Mit ihrem künstlerischen Ansatz gilt sie als wegweisend für die Entstehung des modernen Tanzes. Zu ihrem Vermächtnis zählen über 180 Ballettstücke und die von ihr entwickelte Graham-Technik, welche die Tanzwelt revolutionierte.

Die Graham-Technik, mit welcher sich Martha Graham vom klassischen Ballett loslöste, basiert auf den Prinzipien von Kontraktion und Entspannung. Davon ausgehend entwickelte sie ein Bewegungsvokabular, durch welches der Körper zum Medium für die Darstellung intensiver Gefühle wird. In ihren Choreografien kommt die Tiefe menschlicher Emotionen zum Ausdruck, in scharfen, zackigen und direkten Bewegungen. Dabei thematisierte Graham häufig mythologische und historische Figuren, sowie persönliche Erfahrungen, in welchen sie sich oftmals selbst inszenierte.

Graham arbeitete mit renommierten Künstler:innen ihrer Zeit zusammen, unter anderem den Komponisten Aaron Copland, Samuel Barber und Gian Carlo Menotti. Ihr Einflussbereich erstreckte sich nicht nur auf den Tanz, sondern auch auf verschiedene Bereiche des Theaters wie Beleuchtung, Kostüm und Musik. Graham inspirierte Generationen von Choreograf:innen, zu denen Merce Cunningham, Paul Taylor, and Twyla Tharp gehörten.

1998 wurde Martha Graham vom TIME Magazine zur „Tänzerin des Jahrhunderts“ ernannt. Im Rahmen der von ihr 1926 in New York City gegründeten Martha Graham Dance Company wird ihre Technik bis heute gelehrt. Ihr Ansatz in Tanz und Theater revolutionierte die Kunstform, und ihr innovatives Bewegungsvokabular hat den Tanz weltweit nachhaltig beeinflusst.

Meg Stuart

Meg Stuart ist eine Choreografin, Regisseurin und Tänzerin, die in Berlin und Brüssel lebt und arbeitet.

Mit ihrer 1994 gegründeten Kompanie Damaged Goods hat sie über dreißig Produktionen kreiert, die von Solos und Duetten wie Blessed (2007) und Hunter (2014) bis zu groß angelegten Choreografien wie VIOLET (2011) und CASCADE (2021), Videoarbeiten, ortsspezifischen Kreationen wie Projecting [Space[ (2017-2019) und Improvisationsprojekten wie City Lights (2016) reichen.

Stuarts Arbeit bewegt sich frei zwischen den Genres Tanz, Theater und bildende Kunst, angetrieben durch einen ständigen Dialog mit Künstler:innen aus verschiedenen Disziplinen. Durch Fiktionen und wechselnde Erzählebenen erforscht sie den Tanz als Quelle der Heilung und als Möglichkeit, das soziale Gefüge zu verändern. Die Improvisation ist ein wichtiger Teil von Stuarts Praxis, als Strategie, um sich von körperlichen und emotionalen Zuständen oder der Erinnerung an diese zu lösen. Sie gibt ihr Wissen in regelmäßigen Workshops und Masterclasses innerhalb und außerhalb des Studios weiter.

Meg Stuart erhielt mehrere Auszeichnungen für ihr Schaffen, darunter den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk auf der Biennale di Venezia 2018.

LUCINDA CHILDS

Lucinda Childs begann ihre Karriere als Choreografin und Performerin im Jahr 1963 als Gründungsmitglied des Judson Dance Theater in New York.

Nachdem sie 1973 ihre eigene Kompanie gegründet hatte, kollaborierte sie 1976 mit Robert Wilson und Philip Glass als Solistin und Choreografin in der Oper Einstein on the Beach. Sie erhielt einen Obie Award für ihre Arbeit und hat seitdem bei fünf weiteren Großwerken von Wilson mitgewirkt.

Ab 1979 arbeitete sie mit verschiedenen Komponisten und Designern an einer Reihe eigener großangelegter Produktionen, darunter Dance, entstanden 1979 zu Musik von Philip Glass und mit einem Design von Sol LeWitt. Dance tourte durch ganz Amerika und Europa und wurde 2011 vom Wall Street Journal als eine der „größten künstlerischen Leistungen des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet. Childs hat für wichtige Ballettkompanien choreografiert und bei Opernproduktionen Regie geführt, darunter Glucks Orfeo et Euridice für die Los Angeles Opera, Mozarts Zaide für La Monnaie in Brüssel und in 2014 John Adams Dr Atomic für die Opera du Rhin.

Sie erhielt ein Guggenheim Fellowship, den NEA/NEFA American Masterpiece Award und ist Commandeur dans l’ordre des arts et des lettres. 2017 wurde ihr der Samuel H. Scripps award for lifetime achievement des American Dance Festival und der Golden Lion Award der Venice Biennale de la Danse verliehen.

Merce Cunningham

Merce Cunningham (16. April 1919 – 26. Juli 2009) gilt als einer der wichtigsten Choreografen aller Zeiten. Sein Ansatz war bahnbrechend in seiner ideologischen Einfachheit und physischen Komplexität: Er wandte die Idee, „ein Ding ist nur das, was es ist“, auf die Kunst der Choreografie an und war überzeugt, dass „wenn der Tänzer tanzt, ist alles schon gesagt.“

Merce Cunningham wurde in Centralia im Bundesstaat Washington geboren und besuchte die Cornish School in Seattle. Dort sah er Werke von Martha Graham (mit deren Kompanie er später sechs Jahre lang als Solist tanzen sollte) und lernte John Cage kennen. Cage wurde sein engster künstlerischer Vertrauter und Lebenspartner bis zu Cages Tod im Jahr 1992. Sein Einfluss auf Cunninghams choreografische Praxis war enorm. 1948 gründete Cunningham seine erste Tanzkompanie am berühmten Institut für experimentelle Kunst, Black Mountain College, um seine unkonventionellen Ideen zu erproben. Die Merce Cunningham Dance Company (ursprünglich Merce Cunningham and Dance Company) existierte bis 2011. Cunningham blieb bis zu seinem Tod im Jahr 2009 Künstlerischer Direktor der Kompanie. Im Laufe seiner Karriere choreografierte er 180 Tänze und mehr als 700 Events.

In den 70 Jahren, in denen Cunningham aktiv war, leitete er mehrere radikal innovative Änderungen im Verständnis von Choreografie und Bewegung ein und suchte nach neuen Methoden, um Tanz und Technologie zu integrieren. Durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Künstlern wie Robert Rauschenberg, Jasper Johns, Charles Atlas und Elliot Caplan dehnte sich Cunninghams Einfluss weit in die Welt der bildenden Kunst aus.

Cunningham wurde mit den höchsten Auszeichnungen der Kunstwelt geehrt. Seine Werke werden von dem Ballett der Pariser Oper, dem New York City Ballet, American Ballet Theatre, White Oak Dance Project, Lyon Opera Ballet, Ballett am Rhein und der Rambert Dance Company in London getanzt.

Im Merce Cunningham Trust lebt seine Vision fort und wird in immer wieder neuen Körpern und Seelen neu geboren.

Daniel Linehan

Daniel Linehan studierte zunächst Tanz in Seattle und zog dann 2004 nach New York. Als Performer arbeitete er u. a. mit Miguel Gutierrez und der Big Art Group zusammen. Seine eigene choreografische Arbeit wurde 2004 mit dem Solo Digested Noise, das im Rahmen von Fresh Tracks beim Dance Theater Workshop gezeigt wurde, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. In den Jahren 2005 und 2006 arbeitete er mit einem Team von vier anderen Tänzern an den Stücken The Sun Came und Human Content Pile. Linehan war 2007-2008 Movement Research Artist-in-Residence. Im Jahr 2007 brachte er das Solo Not About Everything zur Uraufführung, das seither an über 75 Orten auf der ganzen Welt gezeigt wurde.

Im Jahr 2008 zog Linehan nach Brüssel, wo er 2010 den Forschungszyklus bei P.A.R.T.S. abschloss. Zu seinen in Belgien entstandenen Werken gehören Montage for Three (2009), Being Together without any Voice (2010), Zombie Aporia (2011), Gaze is a Gap is a Ghost (2012), Doing While Doing (2012), The Karaoke Dialogues (2014), Un Sacre du Printemps (2015), dbddbb (2015), Flood (2017), Third Space (2018), Body of Work (2019), sspeciess (2020) und Listen Here: These Woods (2021) und Listen Here: This Cavern (2022).

Linehan entwickelte auch Vita Activa (2013), ein partizipatorisches Projekt für 40 Arbeitslose, das in einer öffentlichen Abschlussperformance gipfelte, die er gemeinsam mit Michael Helland leitete. Im selben Jahr schuf er in Zusammenarbeit mit dem Grafikdesigner Gerard Leysen das Buch A No Can Make Space, das die Spuren von Linehans zehnjähriger choreografischer Praxis sammelt und ordnet. Linehan wird regelmäßig als Gastlehrer und Mentor an Tanzinstitutionen weltweit eingeladen.

JAN MARTENS

Jan Martens, Jahrgang 1984, studierte Tanz am Royal Conservatoire of Dance der Artesis Hogeschool in Antwerpen sowie an der Fontys Dance Academy in Tilburg.

Er tanzte unter anderem für Mor Shani, Tuur Marinus und Ann Van den Broek. Seit 2009 kreiert er eigene Stücke, die humorvoll und auseinandersetzungsfreudig aktuelle gesellschaftliche Themen aufgreifen, so unter anderem Sweat Baby Sweat (2011), Victor (2013), The dog days are over (2014) and The common people (2016). Er war als Choreograf für Frascati, ICKamsterdam, CAMPO und DansBrabant tätig.

2014 gründete Jan Martens, gemeinsam mit der Unternehmerin Klaartje Oerlemans, die Produktionsplattform GRIP in Antwerpen/Rotterdam, um seine Arbeiten zu verwalten und zu vertreiben. Von September 2014 bis Juni 2016 war er Artist in Residence am tanzhaus nrw in Düsseldorf. Außerdem ist er seit Sommer 2016 bis Mitte 2018 Artist Associé am CDC Le Gymnase in Roubaix, Nord-Pas-de Calais, und bis 2021 Creative Associate bei deSingel International Arts Campus in Antwerpen.

Mathilde Monnier

Mathilde Monnier ist ein Vorbild in der französischen und internationalen Landschaft des zeitgenössischen Tanzes. Von Stück zu Stück widersetzt sie sich den Erwartungen, indem sie ein Werk in ständiger Erneuerung präsentiert. Ihre Ernennung zur Leiterin des Choreographischen Zentrums von Montpellier Languedoc-Roussillon im Jahr 1994 markiert den Beginn einer Reihe von Zusammenarbeiten mit Persönlichkeiten aus verschiedenen künstlerischen Bereichen (Jean-Luc Nancy, Katerine, Christine Angot, La Ribot, Heiner Goebbels…).

Sie schuf mehr als 40 choreografische Werke, die auf den großen Bühnen des Festivals von Avignon, den größten Theatern von Paris, New York, Wien, Berlin und London präsentiert wurden und erhielt mehrere Auszeichnungen für ihre Arbeit. Darunter den Preis des französischen Kulturministeriums, den SACD Grand Prix. Von 2014 bis 2019 war sie Generaldirektion des Nationalen Tanzzentrums in Pantin.

 

RABIH MROUÉ

Rabih Mroué ist ein in Berlin lebender Künstler, Schauspieler und Regisseur, dessen Werk Bildende Kunst, Performance und Theater verbindet. Im Wechselspiel zwischen Realität und Fiktion nutzt Mroué Dokumente, Videomaterial, Fotografien und Objekte, um die Autorität von archivierten Zeugnissen zu hinterfragen. Er ist Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Beirut Art Center Association (BAC), Mitherausgeber der TDR: The Drama Review (NYC) sowie Regisseur an den Münchner Kammerspielen. Von 2012-15 war er Fellow des Internationalen Forschungszentrums „Verflechtungen von Theaterkulturen“ Berlin.

Zu seinen aktuellen Bühnenarbeiten gehören Ode to Joy (2015), Riding on a cloud (2013) und mit Lina Majdalanie 33 RPM and a Few Seconds (2012). Seine letzten Ausstellungen waren u.a. MOMA 2015, Mesnta Gallerija (Ljubljana, 2014), SALT (Istanbul, 2014), CA2M (Madrid, 2013) und DOCUMENTA 13.

Vom 30. März bis 3. April 2016 war eine Werkschau der wichtigsten Arbeiten des Künstlers (in Zusammenarbeit mit Lina Majdalanie) mit dem Titel Outside the Image Inside Us im HAU – Hebbel am Ufer zu sehen.

Ivana Müller

Ivana Müller ist Choreografin, Künstlerin und Autorin von Texten. In ihren choreografischen und theatralischen Arbeiten, Performances, Installationen, Textarbeiten, Video-Vorträgen, Audio-Stücken, Führungen und Web-Arbeiten überdenkt sie die Politik des Spektakels und des Spektakulären, untersucht den Ort des Imaginären und der Vorstellungskraft, hinterfragt den Begriff der „Partizipation“, untersucht die Idee des Wertes und seiner Repräsentation und lässt sich immer wieder von der Beziehung zwischen Performer und Zuschauer inspirieren.

In ihren Stücken erschafft sie oft Zustände des „Möglichen“, indem sie die Zuschauer einlädt, sich kollektiv oder individuell auf die Erfahrung des Vorstellens einzulassen und auf diese Weise das „Mögliche“ immer wieder neu zu erfinden. Obwohl sie in verschiedenen Formaten arbeitet, bleibt das Theater der Hauptkontext, in dem sie ihre Arbeit entwickelt.

Ihre Stücke – unter anderem How Heavy Are My Thoughts (2003), Under My Skin (2005), While We Were Holding It Together (2006), Playing Ensemble Again And Again (2008), Working Titles (2010), 60 Minutes of Opportunism (2010), Partituur (2011), In Common (2012), We Are Still Watching (2012), Positions (2013), Edges (2016), Conversations Out of Place (2017) – wurden auf einigen der wichtigsten Theaterfestivals und Spielstätten in Europa, USA und Asien sowie in Kontexten der Bildenden Kunst präsentiert.

Ivana Müller wurde in Zagreb geboren und wuchs in Kroatien und in Amsterdam auf. Sie lebt in Paris und arbeitet international.